Ich kann mir gut vorstellen, wie damals als der Ernesto 2010 Kuba bereist hat, so kurz nach der wirtschaftlichen Öffnung dem Machtwechsel eine spürbare Euphorie und Aufbruchstimmung das Land und seine Insassen ergriffen hatte.
Heute ist davon nichts mehr übrig.
Man wird nur noch auf den Inhalt seiner Geldbörse reduziert, fertig.
Getreu dem Motto:
Wenn ich den Touri nicht über den Tisch ziehe, tut’s ein anderer.
Man weiß nie, ob man nun einen fairen Preis bezahlt hat oder ob man schon wieder gerollt wurde. Der Bauch sagt letzteres. Deshalb würde ich hier nur einen in der Heimat gebuchten Pauschalurlaub vertreten. Die heimischen Fluglinien bringen einen auch noch heim, wenn andere kneifen. Und das Beste: Keine Verarsche bei Unterkünften oder anderem.
Hurricane
Irma war im Osten der Insel unterwegs, die Mitte und damit Havanna erreichten nur ein paar Ausläufer von Samstag auf Sonntag. Ab da fiel der Strom aus. Die Bedeutung von kritischer Infrastruktur scheint hier niemand zu kennen, sonst hätte man den internationalen Flughafen doch mit einem Backup versehen. Aber so gab es auch hier keinen Strom. Den ganzen Sonntag nicht. Kein Licht, keine sich öffnenden Schiebetüren, kein gar nichts. Am Montag war es etwas besser, es gab wieder Licht, aber ohne Kommunikation zur Außenwelt können nur Inlandsflüge koordiniert werden und man saß weiterhin fest. Immerhin gab es Sandwiches. Am Dienstag dann Äpfel. Manchmal muss sich der Kunde eben nach dem Angebot richten. Gegen Mittag landeten die ersten Maschinen und meine Flucht wurde möglich. Meine Unterkunft war auch am Dienstag stromlos.
Mangelwirtschaft
Diesen Begriff kannte ich selbst nur aus dem Geschichtsbuch, wenn es um die DDR ging. In Kuba pflegt man sie weiterhin. Es gibt hier kein Papier. Im besten Fall haben die Kubaner etwas Verpackungsmaterial zur Hand, aber Papier gibt es nicht.
Arbeits"teilung"
Als bestes Beispiel dienen die drei Damen vom Kiosk. Dame 1 holt die Ware, Dame 2 bedient die Kasse, Dame 3 schaut zu. Unabhängig von der Anzahl der anstehenden Kunden wird pünktlich ein Kassensturz durchgeführt. Vorschrift ist schließlich Vorschrift.
Bildung
Ist kostenlos und gleichzeitig umsonst. Kopfrechnen gibt es hier nicht. Für jeden Bibifax braucht es einen Taschenrechner. Zwei Wasser zu je 0,45 CUC und eine große Flasche Cola für 1,50 CUC machen insgesamt? “Ich tippe es lieber nochmal ein, um auf Nummer sicher zu gehen.”
Es gibt hier ein paar pfiffige Selbstständige, die wirklich etwas drauf haben, aber der ganz große Rest ist dermaßen lethargisch unterwegs… Ohne staatlicher Anleitung wären die sogar zum Scheißen zu blöd. Da haben die anachronistischen, alten Männer wirklich ganze Arbeit geleistet. Entsprechend wird sich von Innen heraus auch nichts verändern.
Aufruf!
Hört auf mit dem Havanna Club gesaufe, ihr haltet damit ein Gefängnis am Laufen!
Ich werde keinen Fuß mehr in dieses Gefängnis setzen und falls doch, dann nur um den Stöpsel zu ziehen.