Nach Monaten habe ich endlich mal jemanden getroffen, der mein Weltbild bereichern konnte. Den Harald. Der saß mit im Bus von Tapachula nach Guatemala, um mal wieder ein neues Visum für einen Zeitraum von 6 Monaten zu bekommen.
Der Harald ist aktuell im Landschaftsgartenbau tätig, aber nicht als Arbeiter, sondern als Projektleiter. Das fand ich besonders spannend, denn es gibt so zwei Vorstellungen vom Vorgesetzten.

Anfangs packte Harald mit an, was zur Folge hatte, dass die Arbeiter einen Gang zurück schalteten. Um seine Position seinen Arbeitern gegenüber zu verdeutlichen, wurde ihm geraten sich einen Stuhl in die Mitte der Baustelle bringen zu lassen und von dort die Aufsicht zu führen. Das mit der Aufsicht ist hier nötig, da ohne nichts passiert. Damit hatte er seine Position deutlich gemacht und scheinbar braucht es dies.
Neben der Rolle des Vorgesetzten ist er auch “Erzieher”. Er gewöhnt den Machos ab Frauen hinterherzupfeifen, vermittelt ein Gefühl für Pünktlichkeit oder staucht Arbeiter zusammen, die sich ins angelegte Blumenbeet erleichtern. Unterm Strich ist er weniger Arbeitgeber, sondern mehr Kaderschmied. Und damit tut er den Arbeitern einen Gefallen, denn gutes Benehmen, gute Arbeit spricht für sich.

Vorher hatte Harald ein Cafe am Largo de Atitlán mit selbstgemachter Schokolade und Eis. Einen Arbeitsschritt bei der Herstellung der Schokolade hatte er zeitweise von einer hilfsbedürftigen Mutter machen lassen. Die ihm von einer der vielen NGOs empfohlen wurde. Mit dem Ergebnis, das ihre Kinder die Arbeit machten und sie nur dabei saß.
Zu der Zeit wohnte er noch nicht in einer gated community und bekam so jede Nacht mit, wie viel Gutes die NGOs doch bewirken. Sie statten die Armen mit Geld aus und diese geben es aus. In der Kneipe. Und machen dann entsprechend Radau, wenn die Frau daheim kein Verständnis für seine Notlage hat.
Armut
Bettler gibt es nur dort, wo Touristen sind.
Eine zeitlang hat der Harald ein paar Kindern ein paar Almosen gegeben. Irgendwann fiel ihm auf, dass die Kinder miteinander spielten bis sie mit ihm rechneten. Dann unterbrachen sie ihr Spiel, um ihn abzupassen.
Eines Tages wurde er um seinen Laptop erleichtert und wer hatte wohl am besten im Blick wann er außer Haus ist? Exakt.
Insgesamt gibt es hier deutlich weniger Bettler als in Mexiko, wozu der Bürgerkrieg sicherlich seinen Beitrag geleistet hat.
Sicherheit
An nahezu jedem Eck steht Sicherheitspersonal mit einer Schrotflinte oder einer halbautomatischen Waffe. Ein Gefühl von Sicherheit vermittelt mir das nicht. Hinzu kommen die vielen verdunkelten Fensterscheiben in den Autos. Dabei sind alle Scheiben komplett verdunkelt, nicht nur stellenweise, und sie sind so dunkel, dass man nicht ins Fahrzeug sehen kann. Auch das erzeugt in mir kein gutes Gefühl.